Später

Buchseite und Rezensionen zu 'Später' von Stephen King
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Später"

Jamie Conklin wächst in Manhattan auf und wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, aber er steht seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen und sogar mit ihnen reden. Und sie müssen alle seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner großen Bestsellersaga bleibt leider unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe … Die beiden treten eine Reihe von unabsehbaren Ereignissen los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag:
EAN:9783453273351

Rezensionen zu "Später"

  1. Auch ein schwächerer King ist noch "gut"

    Stephen King ist, obwohl sich sein Stil über die Jahre maßgeblich verändert hat, für mich immer noch Pflichtprogramm, denn auf eines konnte man sich bislang immer verlassen: Selbst ein mittelmäßiger King stellt immer noch vieles anderes in den Schatten. Dementsprechend gespannt war ich auf seine neueste Veröffentlichung "Später", die wie immer im Heyne Verlag erschienen ist.

    Das Buch geht sich, trotz des vergleichsweise geringen Seitenumfangs, sehr gemächlich an, beleuchtet besonders den Hauptprotagonisten (und Ich-Erzähler) Jamie Conklin von der jüngsten Kindheit an. Wir erfahren viele Details über ihn, sein Verhältnis zu seiner Mutter und darüber, wie es für ihn ist, Tote sehen und mit ihnen sprechen zu können. Ja, klingt jetzt alles ein wenig nach "The Sixth Sense", kann aber trotz der Parallelen nicht als eine einfache Kopie von M. Night Shyamalans' bekanntem Film gesehen werden. Anders als dort steht der Grusel in "Später" sehr im Hintergrund, King konzentriert sich mehr darauf seine Stärke in Charakterbildung und dem Erschaffen von Beziehungsgeflechten auszuspielen. Das muss man natürlich mögen, denn ganz klassische Spannung und ein gewisses Tempo kommen dadurch erst vergleichsweise spät auf und münden dann auch sehr unmittelbar in den Showdown (inklusive King'schem Twist am Schluss).

    Ich kann nachvollziehen, dass nicht jeder diese Art zu Schreiben mag, insbesondere da "Später" in direktem Vergleich mit ähnlich gearteten Outputs wie "Mr. Mercedes" oder dem genialen "Joyland" meiner Meinung nach sehr ins Hintertreffen gerät. Stellenweise liegt mir eher noch der Vergleich mit dem unter seinem Pseudonym Richard Bachman erschienenen "Amok" näher, welches eine ähnliche Marschrichtung hat und, wenn auch ohne den hier gegebenen Mystery-Einschlag, die meiste Zeit darauf verwendet, ein Bild von Hauptfigur Charlie Decker zu zeichnen. Und auch hier muss ich im direkten Vergleich leider sagen, dass mir der ältere Roman besser gefällt.

    Kurzum, "Später" erreicht leider nicht die Klasse der früheren Kings, insbesondere nicht jener, die weniger Horror als viel mehr Mystery oder Thriller sein wollen. Was aber glücklicherweise noch lange nicht bedeutet, dass der Roman nicht lesenswert wäre, denn wer die typischen detailliert gezeichneten und nachvollziehbaren Figuren mag und bereit ist, sich auf eine eher gemächliche Gangart mit einem nur langsam steigenden Spannungsbogen einzulassen, dem wird auch der aktuelle Roman gut gefallen. Und wie eingangs erwähnt: Selbst ein schwächerer King ist immer noch weit davon entfernt, ein schlechtes Buch zu sein.